Kleiner Nachtrag zur Klassik(alp)traumhochzeit des Jahres zwischen Anna Netrebko und dem aserbeidschanischen Tenor Yusif Eyvazov: Die war zwar schon am 29. Dezember in Wien in den leicht zu mietenden Palais Coburg (heute ein Hotel, standesamtliche Trauung) und Liechtenstein (trotz Spitzenwerken plus Badmiton Cabinet, dem mit 27 Millionen Euro teuersten Möbelstück der Welt, als fürstliches Privatmuseum ein Misserfolg, deshalb geschlossen). Aber Rätsel gab nach wie vor der seltsam verpeilt blickende männliche Trauzeuge auf. Der muss seine Perücke offenbar noch aus dem Kessel von Stalingrad gerettet haben, und auch das Brokatjackett, dass er später trug (und das zur Konkurrenz wurde für den ebenfalls glitzerbegeisterten, von vielen gar für Harald Glööögler gehaltenen Ehemann, der beim besten Schneider in Bratislava hatte arbeiten lassen) stammte offenbar aus dem Nachlass von Michael Jackson.
Was aber passend wäre, denn es handelt sich dabei um einen der berühmtesten wie kontroversten russischen Popstars: Filip Kirkorov, eine Zeitlang der Mann von Alla Pugacheva, der größten Poplegende des Landes überhaupt. Mit Netrebko ist er, der immerhin einen Protestbrief gegen die absurden Putin-Gesetze „für homosexuelle Propaganda“ unterschrieben hat, schon lange befreundet. Die beiden haben schon vor Jahren gemeinsam einen Song samt Video (im St Petersburger Privattheater des Yussupov Palasts, wo im Keller Rasputin erschossen wurde) aufgenommen und sind damit auch live aufgetreten. Kirkorov jedenfalls war die stylishe Kirsche auf diesem seltsam designten Hochzeitkuchen mit Cinderella-Kutsche, millionenteuren Leihjuwelen, Sohn Tiago mit Tschapka, Liveübertragung nach Russland und angeblichen Luxusfressalien, die dem Augenschein nach vor allem aus Eiersalat und Schafskäse bestanden. Also nur Vokal-Oligarchen-Trauung light.
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