Noch ein anderer Klassikstar lässt sich gern mit Popgrößen ein. Jazztastenstürmer Chilly Gonzales hat einen Crush auf Klavierfee Olga Scheps. Ganz harmlos, die ziemlich zupackende russische Tastenelfe ist sowieso in festen Händen. Aber da beide in Köln leben, Olga gern neben der durchaus seriösen Konzertkarriere auch für die Werbeindustrie und anderen Saitenspringereien bereit steht, der zwischen den Genres irrlichtende Kanadier wiederum auch zur Verjüngung derselben in Klassikgefilde eingeladen wird, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich diese beiden Klavierentertainer in die Arme laufen würden. Das geschah dann bei einem „Vogue“-Fotoshooting mit immerhin Peter Rigaud im letzten April, sie barfuß, er in Puschen. Man spielte, redete und fand Gefallen aneinander. Und so bekam Olga Scheps, die ja bereits Chilly Gonzales’ Stück „Dot“ mit seiner Erlaubnis als Zugabe spielen darf, nun ein eigenes Gonzales-Stück komponiert, kurz und trillerreich, aufschäumend romantische Arpeggiokaskaden schlagend, dabei ironisch augenzwinkernd. Arbeitstitel „Sisyphos rockt“.
Uraufgeführt wurde es von ihr mit ziemlich leichten Händen am Netrebko-Hochzeitstag, dem 29. Dezember, natürlich in Köln. Olga Scheps war Überraschungsgast in den längst traditionsreichen Chilly-Gonzales-Jahresendkonzerten in der Philharmonie. Und rockte diese weg, auch ohne Morgenmantel und Oscar-Wilde-Attitüde wie der Hauptact. Gonzales aber verwirklichte so mit ihr wie auch mit dem Hamburgerr Kaiser Quartett seinen „größten Traum: ein Komponist zu sein!“ Haha, was ist er denn sonst?
Olga Scheps weicht zunächst weiter ein wenig vom klassischen Wege ab, am 15. und 16. Januar unter der Leitung von Johannes Klumpp mit dem Folkwang Kammerorchester Essen und mit Moderator Herbert Feuerstein in der „MozartMordNacht“ als kriminalistische Spurensucherin durch die Amadeus-Werke. Und auch ihr New York-Debüt an der In-Location „Poisson Rouge“ wird sicherlich nicht nur konventionell geraten. Ob sie auch einen Überraschungsgast aus der Clutch zaubert? Jedenfalls wirkt diese Klassik-Jazz-Pop-Freestyle-Partnerschaft weit überzeugender als bei Netrebko-Kirkorov.
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