So würdigt der vorwiegend popkulturell sozialisierte Tim Renner, immerhin Berlins Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, den Tod von David Bowie: „Seit Herbert von Karajan ist David Bowie wahrscheinlich der bedeutendste mit Berlin verbundene Musiker, den wir verloren haben. Bowie ist der Mensch, der exzellent bewiesen hat, dass man Stil haben kann, auch wenn man gegen den Strom schwimmt. Und egal ob in “Heroes” oder mehr als drei Jahrzehnte später mit “Where Are We Now”, Bowie hat Berlin als Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten gefeiert.”
Wie ignorant ist das denn? Bedeutendster mit Berlin verbundene Musiker, der seit 1989 gestorben ist? Gibt es in der ganzen Kulturverwaltung niemanden, der solchen Bullshit verhindert? Schön und gut, Bowie hat 1976-78 in der damaligen „Welthauptstadt des Heroins“ gelebt (am Haus in der Hauptstraße 155 gibt es übrigens bis heute keine Plakette), seine Platte „Heroes“ ist das klingende Ergebnis, und er hat auch danach immer wieder das Loblied auf die Stadt gesungen – wovon vor allem die damals mit ihm irgendwie verbandelte Bestager-Transe Omi, äh, Romy Haag noch heute zehrt.
Aber wir wollen den offenbar sehr unbeleckten, aber wacker stilvoll gegen den Wissensstrom schwimmenden Herrn Staatssekretär doch nur mal ganz vorsichtig an den von 1989 bis 2002 hier wirkenden Philharmoniker-Chef Claudio Abbado (gestorben 2014) erinnern, vom Ehrenbürger Dietrich Fischer-Dieskau (gestorben 2012) oder der Ehrenbürgerin Marlene Dietrich (gestorben 1992, die ihren letzten Film „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ 1979 wegen der Mitwirkung von Bowie drehte) und von Hildegard Knef (gestorben 2002) ganz zu schweigen…
Und dann gäbe es auch noch die mit Bowie eng verbundenen Musiker Edgar Froese von Tangerine Dream (gestorben 2015, bei ihm in Berlin lebe Bowie zuerst) und Lou Reed (gestorben 2013, Album „Berlin“ schon 1973), die durchaus kulturstaatssekretärelevant wären.
Uns fällt da nur sofort wieder das Claus-Peymann-Wort von Tim Renner als „größte Fehlbesetzung des Jahrzehnts“ ein. Vielleicht sogar seit dem Tod von Herbert von Karajan?
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