Wieder mal hektisches Stühlerücken bei den alten Herren der Oper. Die können einfach nicht loslassen, geschweige denn jüngeren den Sesel freimachen, der Macht- und Prestigeverlust wären einfach zu groß. Immerhin, bei den Osterfestspielen Salzburg will Peter Ruzicka (70) ab 2020 nicht mehr. Und von den sechs Bewerbern für den Posten, wo man vor allem Christian Thielemann den Rücken frei halten muss, will der Aufsichtsrat, sprich: dessen Vorsitzende Sarah Wedl-Wilson Nikolaus Bachler (67), der dann sogar ein Jahr früher in München ausscheiden würde. Hat er jedenfalls bekundet. Entschieden ist aber noch nichts, denn Christian Thielemann, bei dem in Dresden nach noch nicht mal einem halben Jahr schon wieder die Stelle der Kapellenpressesprecherin ausgesschrieben wurde (obwohl die aktuelle noch auf ihrem Stühlchen sitzt), will ihn gar nicht. Zwei Alphatierchen beim Minifestival, das ist wohl eines zu viel. Zumal man in Salzburg befürchtet, Bachler können trotz nur noch zwei Opernvorstellungen statt über 200 in München nicht nur Markus Hinterhäuser bei den Sommerfestspielen das Intendantenleben schwer machen. Sondern gar durch die kalte Küche den ihm nahestehenden Kirill Petrenko plus die abtrünnigen Berliner Philharmoniker zurück an die Salzach expedieren. Denn die Verträge von Thielemann und der Dresdner Staatskapelle laufen auch nur noch bis 2020 bzw. 2021. Außen vor sind in Salzburg aber wohl Baden-Badens bald Ex-Intendant Andreas Möhlich-Zebhauser (66), der eigentlich mit Thielemann ganz gut kann sowie der als Kompromisskandidat gehandelte Dominique Meyer (63), der 2020 an der Wiener Staatsoper gehen muss und noch immer nichts hat.
Meyer hat wohl, trotz glänzender Verbindungen, auch kaum Chancen, von Stéphane Lissner 2021 die Pariser Oper zu übernehmen. Der ist nämlich dann 68 Jahre alt und muss wegen des in Frankreich geltenden Alterslimits, dass er dann schon um ein Jahr überschritten hat gehen, obwohl auch er gern weiter machen würde. Und sich in Frankreich niemand abzeichnet, der das größte Musiktheater Europas mit seinen zwei Häusern übernehmen könnte. Die Intendanten von Nancy oder Marseille, sind da genauso kleine Fischlein wie der Ex-Dramaturg Christophe Ghristi in Toulouse. Und Meyer mit dann 65 ist auch schin zu alt. Kurioserweise soll Lissners Verlängerung von einem einflussreichen Mitbetreiber einer Opernwebseite verhindert worden sein, der inzwischen zum Stab von Präsident Macron gehört.
Dafür wird der bald 71-jährige Alexander Pereira wohl noch einmal nach 2020 an der Mailänder Scala verlängert werden. Obwohl dort längst Carlos Fuortes, der Intendant der römischen Oper, in den Kulissen bereitsteht. Als wird Pereiras Jahrzehnte jüngere Frau auch weiterhin ihre Abendroben in einem Kleiderladen in der Salzburger Getreidegasse feilbieten können. Immerhin widersetzt sich Amsterdam diesem Trend zur Musiktheater-Vergreisung. Nach 30 grandiosen Intendantenjahren ist dort der immer noch erst 60-jährige Pierre Audi ausgeschieden. Er macht zwar weiter beim Festival von Aix-en-Provence und in der New Yorker Amory Hall, doch ihm folgt an der Dutch National Opera mit Sophie de Lint nicht nur eine Frau nach. Sie ist auch erst 44 Jahre alt.
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