Christian Gerhaher, Gerold Huber, Robert Schumann, Heidelberger Frühling, Bayerischer Rundfunk, Sony Classical. Diese Zutaten sind bekannt und fügten sich bisher zu einer bewährten, meist auch bewunderten, zudem viel gekauften Lied-Mischung. Doch hinter dem Stichwort „Frage“ stellt der Münchner Bariton, der sich zunehmend zum Liedpapst aufschwingt und bisweilen auch etwas dozierend wirken kann, nicht nur eine solche. Diesmal ist das Projekt der üblich lyrischen Verdächtigen ein weit größeres. Bis 2020 wollen alle auf 10 CDs das gesamte Liedschaffen Robert Schumanns eingespielt haben. Und die Auftaktscheibe, mit denen der diesjährige CD-Adventskalender sein erstes Türchen öffnet, lässt – wen wundert’s? – bereits auf mehr hoffen. Denn Christian Gerharer war hier blendend in Form. Die Stimme klingt schön und unangestrengt, nie wirkt es professoral. Er wahrt einen natürlich anmutenden Erzählton, und packt doch ganz schnell – mit den Geschichten und Stimmungen nicht nur bekannter Liedgruppen wie etwa den 12 Kerner-Liedern Opus 35. Gerhaher, im Verein mit dem uneitel dominanten Huber, der antreibt, sich freilich vollkommen zurücknehmen kann, lässt aber auch die Fülle und die Schönheit seiner scheinbar alterslosen Stimme wunderfein aufleuchten. Er liebt dabei eher die Miniatur, das feinsinnige Auskosten – ohne seine Kunst und sein Können besonders auszustellen. Nachdenklich hört er den Worten nach, aber nie verquält grüblerisch. Er will packen, begeistern, hat eine Schumann-Mission inklusive „lyrischer Dramaturgie“ und die erfüllt sich. Nie klingt er belehrend oder enzyklopädisch, obwohl der die einzelnen Gruppen brav zusammen abarbeitet – ohne dass es danach klingt. Man trifft alte Bekannte, macht Entdeckungen. Ja, das Lied lebt. Sehr sogar.
Robert Schumann: Frage. Christian Gerhaher, Gerold Huber (Sony Classical)
Der Beitrag Brugs Beste: Nummer 1 – Christian Gerhaher hat da noch eine Schumann-„Frage“ erschien zuerst auf Brugs Klassiker.