Überraschend kommt das nicht wirklich: Nach 23 Jahren als Ballettdirektor ist Martin Schläpfer, der gegenwärtig mit dem Ballett am Rhein die beste deutsche Tanzkompanie leitet, die administrative Verantwortung müde. Und deshalb gibt er zum Ende der Spielzeit 2015/16 seinen Direktionsposten auf – und an seinen bisher Stellvertreter Remus Şucheană weiter. Bis mindesten 2019 (solange läuft sein bisheriger Vertrag) wird Schläpfer der von ihm ab 2009 in Düsseldorf geformten Truppe als Künstlerischer Direktor und Chefchoreograf erhalten bleiben.
Martin Schläpfer ist jetzt 56 Jahre alt. Er hat in den vergangen Jahrzehnten einen exzellenten Werkkorpus geschaffen, hat viele Tänzer- und Choreografenkarrieren beflügelt, in Bern, Mainz und Düsseldorf den Tanz und das Ballett bedeutend weiterentwickelt. Er hat zudem überall zu seinen eigenen Werken eine so einfühlsame wie weitsichtige Repertoirepolitik betrieben, viele der besten Werke der Modernde und der Gegenwart bei seiner jeweiligen Kompanie einstudieren lassen. Nun möchte er sich einfach restrukturieren, wieder mehr Künstler sein.
Und jetzt möchte er einfach ernten: Seine eigenen Stücke, von denen er in den letzten sieben Jahren trotz der vehementen Nachfrage keines nach außen gegeben und einstudiert hat, sollen auch anderswo glänzen. Das Ballett am Rhein soll mehr gastieren können, Einladungen gibt es jede Menge. Er will sich auch verstärkt um Sponsoren kümmern. Martin Schläpfer möchte zudem mehr Zeit für Auftragswerke bei fremden Kompanien haben, um sich weiter zu entwickeln, die Batterien neu zu laden. Und allein in der nächsten Saison wird er in Düsseldorf drei neue Werke herausbringen.
Der Beitrag Exklusiv: Martin Schläpfer hört als Ballettdirektor in Düsseldorf auf erschien zuerst auf Brugs Klassiker.