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Irgendwie ähneln sich die Vorgänge. In einem offenen Brief an den Direktor des Prager Nationaltheaters, Jan Burian, haben die fast 400 Opernmitarbeiter des Dreispartentheaters (Oper, Theater, Ballett) mit den Spielstätten Nationaltheater, Ständetheater und Staatsoper Besorgnis über die derzeitige “kritische Lage” in der Institution geäußert. Aus ihrer Sicht ist diese Situation auf die undurchsichtige Auswahl des neuen Intendanten, Per Boye Hansen, ab der Spielzeit 2019/2020 zurückzuführen. Hansen arbeitet derzeit als Berater des Nationalen Theaterdirektors. Über ihm steht eigentlich auch noch die Operndirektorin Silvia Hroncova, deren Kompetenzen wohl beschnitten wurden. Nach Ansicht der Unterzeichner des Briefes habe Hansen keine grundlegende Vision und führe die Oper in einer Krise. Ihm wird auch mangelnde Kommunikation, ständige Umplanungen und wenig Souveränität in der Gestaltung des Spielplans vorgeworfen. Alles Dinge, die auch laut wurden im Zusammenhang mit seinem unfreiwilligen Abgang an der Oper in Oslo im Jahr 2017.
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Unter den Unterzeichnern des Briefes sind Silvia Hroncova, der künstlerischer Leiter Petr Kofroň, der Musikdirektor des Nationaltheaters Jaroslav Kyzlink, der Musikdirektor der Staatsoper Andreas Sebastian Weiser, Dirigenten, Solisten, Orchestermusiker und Choristen sowie weitere Arbeitnehmer des Nationaltheaters. Der Brief wurde von den Sängern Sona Cervena, Adam Plachetka, Jaroslav Brezina und anderen unterzeichnet.
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Hansen sagte im Februar den Medien, er wolle die internationale Position des vor noch nicht lange Zeit aus den zwei Häusern (Nationaltheater mit Ständetheater und Staatsoper) zuammengelegten Großbetrieb stärken, die Geschichte der tschechischen Oper wieder aufleben lassen, die Zahl der Neuproduktionen erhöhen und beide künstlerischen Ensembles bekannter machen. Hansens Team, zu dem der deutsche Dirigent und zukünftige Musikdirektor Karl-Heinz Steffens gehört, mit dem er bereits in Oslo gearbeitet hat, der aber auch schnell das dortige Haus verlassen hat, konzentriere sich darauf, das historische Gebäude der Staatsoper nach einem umfassenden Umbau wieder zu eröffnen. Zum ersten Mal sollte sich die neue Staatsoper am 5. Januar nächsten Jahres bei einer konzertanten Operngala mit Wagners “Meistersinger” präsentieren – was nicht auf sonderlich viel Beifall gestoßen war.
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Die Tschechische Nationaloper ist eine Institution an der sicher, angefangen bei der Technik, einiges renovierungsbedüftig erscheint, Hansen hat auch bereits in einer Antwort auf den offenen Brief geschrieben, er wolle unbedingt das Ensemble vergrößern, er hat sich dafür aber offenbar bisher nicht das Vertrauen der auch nationalstolzen, vorwiegend tschechischen Mitarbeiter gewinnen können. Viele haben offenbar Angst, dass aus ihrer Oper ein gesichtsloser Betrieb werden würde, in den die gerade modischen Namen des internationalen Betriebs eingepflegt werden, ohne das wirkliche Spitzenkräfte hier zum Zuge kommen. Vor allem der Umgang mit dem Ensemble und mit Gastsängern wird massiv kritisiert. Hier scheint also in nächster Zeit viel Vermittlungsarbeit gefragt, damit die Moldau direkt vor dem Nationaltheater wieder in ruhigerem Fahrwasser fließt….
Der Beitrag Nationaltheater Prag: Fast 400 Mitarbeiter sprechen dem designierten Intendanten Per Boye Hansen das Misstrauen aus erschien zuerst auf Brugs Klassiker.