Ein großer Karrieresprung, aber nicht unerwartet. Santtu-Matias Rouvali, 33-jähriger finnischer Dirigent und Perkussionist, wird ab 2021/22 neuer Musikdirektor des Philharmonia Orchestra London. Er folgt Esa-Pekka Salonen nach. Seit 2013 ist er Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Tampere. Seit 2017 ist er zudem Chefdirigent der Göteborger Symphoniker, wo er soeben seinen Vertrag verlängert hat. Er hat bereits die Münchner Philharmoniker dirigiert, musste kürzlich leider beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin absagen und er wird im Herbst erstmals am Pult der Berliner Philharmoniker stehen. Der leicht verstrahlt wirkende, supersympathische Wuschelkopf ist ein neues heißes Eisen aus der offenbar unerschöpflichen Talenteschmiede Finnlands.
Der jüngste dreier Brüder entstammt einer musikalischen Familie: Rouvalis Eltern spielten im Symphonischen Orchester Lahti. Bevor er sich mit 22 mehr dem Dirigieren zuwandte, spielte er als Perkussionist unter anderem mit dem Finnischen Radio-Sinfonie-Orchester und dem Symphonischen Orchester Lahti. An der Sibelius-Akademie wurde er von Jorma Panula, Leif Segerstam und Hannu Lintu unterrichtet. Rouvali hat Aufnahmen mit dem Philharmonischen Orchester Oulu und mit dem Philharmonischen Orchester Tampere gemacht. Kürzlich ist bei Alpha seine erste CD mit den Göteborgern erschienen: eine mitreißende Einspielung von Sibelius’ 1. Sinfonie und En Saga. Sehr gelungen sind auch die Violinkonzerte von Nielsen und Sibelius mit Baiba Skride (Orfeo)
Seit der Saison 2017/18 war Santtu-Matias Rouvali bereits ständiger Gastdirigent des Philharmonia Orchestra. Gefeiert vom Guardian als „der neuste Dirigent der großartigen finnischen Dirigententradition, dem man aufmerksam zuhören muss“, dirigierte er lange die Kopenhagen Philharmoniker als Gast. In naher Zukunft wird Rouvali sein Debüt mit dem Leipziger Gewandhausorchester und dem Orquesta Nacionale de España in Madrid geben, sowie seine regelmäßigen künstlerischen Beziehungen zu Orchestern europaweit pflegen, zum Beispiel zum Orchestre Philharmonique de Radio France in Paris und den Oslo Philharmonikern. Er hat außerdem ambitionierte Pläne für Tourneen mit seinen eigenen Orchestern in Europa, Japan und Nordamerika. Als ehemaliger Dudamel-Fellow des Dirigentenprogramms der Los Angeles Philharmonics kehrte er in inzwischen auch für Konzerte zurück nach L.A. Er debütierte außerdem mit den Minnesota und Cincinnati Symphonikern.
Über sich selbst sagt Rouvali: „Hoch im Norden, in Skandinavien, ist es leichter, Stücke auf seine eigene Art zu interpretieren. Ich habe einen starken Willen. Wenn ich etwas erreichen will, dann mit aller Kraft, und ich muss versuchen, die Musiker dazu zu bringen. 70 Prozent unserer Arbeit ist die eines Psychologen, um andere Menschen für die eigene Sache zu gewinnen.“
Und was macht er sonst? „Ich gehe gerne jagen und manchmal auch fischen – und danach ich in die Sauna. Und dann schlafen.Ich rauche immer noch, ich muss damit aufhören. Aber in der Raucherecke treffe ich immer Leute, die mir eine Kneipe empfehlen. Und dann gehen wir dort hin. Und danach gibt‘s etwas Essen – ich liebe Fastfood. Kebab und Hotdogs. Irgendwie finde ich immer eine Currywurstbude.“
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