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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Das Veilchen ist verblüht: Zum Tod von Violette Verdy

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VerdySie nannte sich nach dem lila Veilchen Violette, eine ihre berühmtesten Rollen war aber 1967 der grüne Smaragd in George Balanchines abendfüllend abstraktem Ballett „Jewels“: Nelly Armande Guillerm, besser bekannt als Violette Verdy, eine der berühmtesten Ballerinen des 20. Jahrhunderts, ist am 8. Februar im Alter von 82 Jahren gestorben. In ihrer Ballettklasse bei der legendären Madame Rousane waren Roland Petit, Jean Babilé und Maurice Béjart (der die Pädagogin später in seiner „Gaîté Parisienne“ portätierte). Ihr professionelles Debüt gab sie 1945 in Paris, danach tanzte sie in einigen der neuen kleineren Kompanien, auch der von Roland Petit, der angeblich ihren auf die Blume wie auf Giuseppe Verdi verweisenden Künstlerinnennamen erfunden haben soll. 1950 spielte sie in Ludwig Bergers Film „Ballerina“ die Hauptrolle, wo sie ihre Stärken, ihre puristische Tanztechnik und ihr ernsthaftes Schauspiel optimal zeigen konnte. Violette Verdy gastierte weltweit und wurde besonders als Giselle berühmt.

1958 kam sie zum New York City Ballet. George Balanchine, der ihre Musikalität und Bewegungsintelligenz liebte – obwohl sie sonst gar nicht seinem bisher gepflegten, eher athletisch kraftvollen Frauenbild entsprach, kreierte für Violette Verdy in den Sechziger- und frühen Siebzigerjahren unter anderem „Tschaikovsky Pas de Deux“, „Liebeslieder Walzer“, „A Midsummer Night’s Dream“und „La Source“. Sie selbst nannte sich immer scherzhaft „Mr. B’s french Poodle“.

Jerome Robbins schuf für sie ebenfalls bedeutende Rollen in seinen Chopin-Balletten „Dances at a Gathering“ und „In the Night“. Verdy verließ New York 1977 und wurde für drei Jahre die erste Direktorin des Pariser Opernballetts. 1980 kehre sie in die Staaten zurück, wo sie bis 1984 das Boston Ballet leitete. Anschließend wurde sie Buchautorin und vor allem eine weltweit eingeladene Lehrerin an der Indiana University in Bloomington – wo sie nun an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist.

In der Tanzwelt galt Violette Verdy als letztes, heute verlorenes Ideal eine französischen Ballerina: klein, grazil, immer elegant, espritvoll und von theatralischer Joie de vivre. Dafür wurde sie 2008 mit dem höchsten Französischen Orden als Chevalier dans l’Ordre de la Legion d’Honneur ausgezeichnet.

 

Der Beitrag Das Veilchen ist verblüht: Zum Tod von Violette Verdy erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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