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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Da rüscht ratlos die Robe: Offenbachs „Großherzogin“ als allzu harmlose Kölner Geburtstagsspaßpremiere

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Piff, Paff, Puff. In Köln gegen die Offenbach-Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag des göttlichen Jakob in die heiße Phase. Bis zum 20. Juni und auch noch danach sind hier fast die Jecken los; zumindest wenn es nach der ostentativ partyfreudigen Offenbach-Gesellschaft geht. Dem Startschuss gab die Kölner Oper mit ihrer grooooßen Premiere „La Grande-Duchesse de Gerolstein“ im Staatenhaus. Repräsentativ und bekannt sollte es also schon sein, kurz danach lädt noch Christian von Götz unter dem Motto „Je suis Jacques“ zu einem selfmade Pasticcio für nur je 80 Besucher ins halbfertig renovierte Opernhaus am Offenbachplatz. Und im Herbst folgt als koproduzierte Übernahme aus Straßburg „Bakouf!“, der wirklich witzig wauenden Hund auf dem Diktatorenthron. Spielplanhausaufgaben gemacht, trotzdem lag also gehörig viel Druck auf der Neuinszenierung am Geburtsort der einst alle gekrönten Häupter inklusive Reichskanzler Bismarck, die zur Weltausstellung in Paris weilten, begeisternden, so herrlich preußisch bramarbasierenden Satire auf teutonischen Militarismus und teutsche Kleinstaaterei.

Fotos: Berdn Uhlig

Man wollte dem offenbar entgehen, indem man mehr auf Ausstattungsklamotte denn auf biestige Satire setzte: kein Grimm, aber viel Glamour. Dafür sind das französische Regie- und Kostümierpärchen Renaud Doucet und André Barbe sicher die richtige Fummelwahl. Aber eben nicht für politische Zuspitzung und aktuelle Anspielungen. Die ließ ebenso der deutsche Dialogfasser Dietmar Jacobs einigermaßen zahn- und harmlos daherkommen. Die Witze tröpfelten also, dafür rauschten, rüschten und raschelten die Roben. Und das vor allem im ersten Akt etwas zähe drei Stunden und 45 Minuten lang. Zudem sorgte die suboptimale Verstärkung dafür, dass die Reime und Couplets nicht knusprig knisterten, sondern oftmals nur weich waberten.

Was wahrlich nicht an dem sich voll in die Offenbach-Bresche schmeißenden, fidel aufgelegten François-Xavier Roth am Pult des munter drauflosspielenden Gürzenich-Orchester lag. Der perlte und prickelte, schoss treffsicher aus der Hüfte, aber piff, paff puff, es verharmloste sich im Äther der Ersatzspielstätte. Immer wieder musste man sich auf die da musikalisch zärtlich vertikutierte Klangrabenkultur konzentrieren, während die Spielermasse als Dauerwimmelbild über die grünliche Bühnenfläche tobte. Immerhin waren die Damen als umgedrehte Blumenbouquets hübsch herausgeputzt.

Das Regieduo hatte den ersten Akt nämlich vom Truppenübungsplatz in den Hambacher Forst verlegt, und statt Kasernenhofton herrschte da unter den Fundamentalos Ökosoftness in Hambis Namen. Was natürlich gar nicht aufging. Als notgeile Landesfürstin (hier die umweltunfreundliche Chefin des Gerolsteiner Getränkekonzerns!) mit dem stets paarungsbereit aufgepflanzten Säbel von Papa war die viel zu nette und zu damenhafte Jennifer Larmore diesmal, samt ihrem ortlosen Deutsch in schlecht platzierten Dialogen, charmant fehlbesetzt. Während ein Christof Loy sie jedes Mal zum tollen Charakter formt, blieb sie hier ein hilfloser Kleiderständer zwischen Gloria-Swanson-Turbanexotik, fleischfressender Orchidee und hispanischer Marienerscheinung. Dafür durfte sie den Original-Primadonnen-Köter Buffy mitbringen. Sehr seltsam und total verschenkt. Zudem war ausgerechnet Fritz, das juvenile, schnell beförderte Objekt ihrer sinnlichen Begierde, ein hässlicher, nicht eben sauberer Waldschrat (Dino Lüthy), der auch vokal nicht viel hermachte. Noch trutschiger also sonst: dessen eigentlich Erwählte Wanda (Emily Hindrichs).

Also mussten im Kreisch-Ambiente zwischen Offenbach-Porträt im Goldrahmen und metallicfunkelndem Jeff-Koons-Frosch die Bösen es rausreißen, gelang aber auch nicht wirklich. Der stimmlich ruinöse Vincent Le Textier entlockte dem patronenplatzenden General Boum nur trockene Klangfürze und fiel unfreiwillig vom Hocker. Miljenko Turk fistelte sich durch den Prinz Paul als Manager in Nadelstreifen. John Heuzenroeder, als Prinz Paul ein Großbäckereierbe, durfte künstliche Hefezöpfe mit sich herumtragen. Freude kam eigentlich nur bei dem seit dem appetitlichen Morgenduschen dauerbeschäftigten Ballett auf, dass im dritten Akt als Jockeys-samt-Ross-Quadrille – endlich – zu Begeisterungsstürmen hinriss. Humorausgehungert lachte man sogar über wackelnde Kunsttierhintern. Das ist bei Offenbach normalerweise anders… Ökosiegel hin oder her!

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