Mit 13 die erste Uraufführung an der Wiener Staatsoper, zehn Jahre später weltberühmt mit einem der erfolgreichsten Musiktheaterwerke seiner Zeit. Der Ruhm des Erich Wolfgang Korngold übertraf noch den Mozarts. Doch 1920 stand er mit der „Toten Stadt“ auch schon auf seinem Zenit. Trotz abnehmender Beliebtheitskurve erwirtschaftete sich der Wiener Korngold als Pragmatiker weiterhin ein gutes Einkommen: Er bearbeitete die von ihm so geschätzten, ein wenig in die Jahre gekommenen klassischen Operetten von Johann Strauß, Leo Fall oder Jacques Offenbach – gern für den kleinen Berliner Unterhaltungskonzern, den sich Max Reinhardt aufgebaut hatte. 1931 freilich war er für die Konkurrenz am Metropol Theater (heute: Komische Oper) tätig und verwandelte mit dem Texter Ludwig Herzer für den dort regierenden Tenorstar das Strauß-Opus „Das Spitzentuch der Königin“, durch die der Dichter Cervantes geistert, in den Richard-Tauber-Hit „Das Lied der Liebe“. Das ist eine in einer österreichischen Garnisonsstadt, im Wiener Palais und in Ungarn angesiedelte, vom Lokalkolorit her nach dem angesagten Emmerich Kálmán schmeckende, typisch amouröse Verwechslungsgeschichte um adelige Militärs, Hofschauspielerinnen, Barone, Stubenmäderln und Ballerinen. Und so wie schon vorher Strauß selbst die beliebtesten Nummern daraus in den Walzer „Rosen aus dem Süden“ verwandelt und der wiederum in die posthume Strauß-Operette „Wiener Blut“ Eingang gefunden hatte, so wandelte Korngold das Material jetzt kommerziell gekonnt ein weiteres Mal ab – was ihn fit machte für sein späteres Wirken als bahnbrechender, oscarverzierter Filmkomponist in Hollywood. Da taucht der Tenor beispielsweise gleich zu den neu getexteten „Geschichten aus dem Wiener Wald“ auf. Anlässlich einer konzertanten Aufführung an der Musikalischen Komödie in Leipzig wurde „Das Lied der Liebe“ jetzt liebevoll und metierkundig im Studio ersteingespielt. Stefan Klingele dirigiert mit Schmelz, Intendant Cusch Jung führt als Erzähler das feine Hausensemble an. Und wenn Adam Sanchez das Tauber-Lied „Du bist mein Traum“ anstimmt, dann schimmert sogar die Tenorträne. Operettenherz, was willst du mehr?
Johann Strauß/Erich Wolfgang Korngold: Das Lied der Liebe. Cusch Jung, Lilli Wünscher, Adam Sanchez, Andreas Rainer, Laura Scherwitzl u.a., Orchester der Musikalischen Komödie Leipzig, Stefan Klingele (Rondeau)
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